Traumakinder - Verein für frühkindlich traumatisierte Menschen e.V.
"Niemand sah den Stein ins Wasser fallen. Langsam verbreiten Kreise die Botschaft"
(Arthur Feldmann)
Frühkindliche Traumata und ihre Wirkung
Stresserfahrungen vor der Geburt und in den ersten zwei bis drei Lebensjahren können schwerwiegende Folgen für das gesamte Leben haben.
Psyche und Körper können chronisch labil werden, was die psychosoziale Entwicklung nachhaltig stören kann.
Frühkindliche Traumata können in der Diagnose leicht übersehen werden. Bleiben sie unerkannt, kann ein Kreislauf aus Retraumatisierungen und Stigmatisierung einsetzen, der ohne Unterstützung durch ein Helfernetzwerk kaum zu durchbrechen ist.
Traumakinder e.V. informiert und vernetzt
Traumakinder e.V. trägt durch Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und Vernetzung zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen frühkindlicher Traumatisierung bei. Wir publizieren Fach- und Erfahrungswissen und produzieren den Traumakinder-Podcast.
Als Selbsthilfegruppe bieten wir unseren Mitgliedern einen geschützten Raum zum Austausch. Wir entwickeln Beratungs- und Vernetzungsangebote und tauschen uns mit anderen Verbänden und mit Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen aus.
Für mehr Verständnis und ganzheitliche Hilfe
Durch unsere Arbeit tragen wir zur Aufklärung und Entstigmatisierung bei. Wir orientieren uns am biopsychosozialen Gesundheitsmodell und sehen den Menschen eingebunden in ein komplexes System sozialer Faktoren, die sowohl negative als auch positive Einflüsse auf die Entwicklung des Individuums haben können.
Wir sprechen über Therapien, Pädagogik, soziale Hilfen, rechtliche, gesellschaftliche und politische Themen. Wir suchen den Austausch mit anderen Selbsthilfeorganisationen und mit Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen, auch über Landesgrenzen hinweg.
Wissenstransfer
Traumakinder e.V. trägt durch die Publikation von Fachwissen dazu bei, das Bewusstsein für frühkindliche Traumatisierung zu schärfen. Wir veröffentlichen Buchrezensionen, produzieren einen Podcast und erklären Hintergründe, damit Betroffene und deren soziales Umfeld Signale frühkindlicher Traumatisierung erkennen und die richtige Hilfe finden können.
Erfahrungsaustausch
Traumakinder e.V. bietet einen geschützten Raum für den Online-Austausch unter Betroffenen. Aktuell gibt es eine Selbsthilfegruppe für erwachsene Betroffene und eine zweite Gruppe für Eltern oder Betreuer:innen von frühkindlich traumatisierten Kindern. Sie treffen sich im 6-wöchigen Rhythmus.
Weitere Formate zum Informationsaustausch und zur Beratung sind in Planung.
Vernetzung
Traumakinder e.V. vernetzt sich mit anderen Selbsthilfegruppen und mit Experten aus unterschiedlichen Disziplinen, um eine ganzheitliche, interdisziplinäre Hilfe für frühkindlich traumatisierte Menschen zu fördern.
Wir richten den Blick auch auf internationale Entwicklungen in der Erforschung und Therapie frühkindlicher Traumata.
Risikogruppen
Nicht jeder, der in seiner Kindheit Schlimmes erleben musste, leidet später darunter. Der Mensch verfügt glücklicherweise über ein großes Spektrum an Selbstheilungskräften. Es gibt aber Risikogruppen, die öfter unter Traumafolgestörungen leiden. Dazu gehören Menschen, die in früher Kindheit Vernachlässigung, physischen oder psychischen Stress erlitten haben. Vielfach finden sie erst als Erwachsene die wahren Spuren ihrer komplizierten Leidensgeschichte.
Auch Adoptiv- und Pflegekinder tragen ein erhöhtes Risiko, da sie häufig bereits vor der Geburt oder in den ersten Lebensjahren massiven Belastungen durch nahestehende Personen ausgesetzt waren. Während der sensiblen Entwicklungsphase des Gehirns mussten viele die Trennung von der Mutter erleiden.
Die vielfältigen Symptome und Verhaltensauffälligkeiten, die daraus resultieren, sind mitunter schwer einzuordnen. Fehldiagnosen und Unwissen können die Situation verschlimmern. Scham und Stigmatisierung tun ihr Übriges, dass Menschen nicht nur gesundheitliche Beeinträchtigungen, sondern auch soziale Benachteiligungen erfahren.
Auswege
Neuere Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften liefern Erklärungsansätze für die komplexen Veränderungen im Gehirn und im Stoffwechsel, die Stresserfahrungen vor und in den ersten Jahren nach der Geburt auslösen können. Gleichzeitig werden neue Therapieansätze für Erwachsene, aber auch für Kinder und Jugendliche entwickelt.
Allerdings ist die Wissenschaft – wie auf vielen Forschungsgebieten – der praktischen Umsetzung deutlich voraus. Es fehlt nicht nur an Therapieplätzen, sondern auch an ganzheitlichen und interdisziplinären Konzepten im Sozial- und Gesundheitswesen. Erst allmählich finden die Forschungsergebnisse Eingang in die medizinische Behandlung und in sozialpädagogische Konzepte.
Die Verarbeitung frühkindlicher Traumatisierung beginnt im sozialen Umfeld. Familien, Kindergärten, Schulen und soziale Einrichtungen müssen lernen, die Anzeichen frühkindlicher Traumatisierung zu erkennen und adäquat damit umzugehen. Wo traditionelle pädagogische Methoden an ihre Grenze stoßen oder sogar schädlich sein können, braucht es neue systemische Konzepte, die viele Akteure einbinden.

Der Verein Traumakinder tritt ein für
- eine nachhaltige Verbesserung der medizinischen und sozialpädagogischen Versorgung frühkindlich traumatisierter Menschen.
- einen aktiven Austausch zwischen Medizin- , Schul- und Sozialwesen für eine interdisziplinäre, dauerhafte Unterstützung in allen Lebensbereichen.
- die Förderung des Verständnisses der sozialen Folgen frühkindlicher Traumatisierung und eine Entstigmatisierung psychischer Probleme.
- die Förderung von Prävention und Aufklärung, um schweren gesundheitlichen Folgen und sozialer Ausgrenzung vorzubeugen.
- die aktive Vernetzung frühkindlich traumatisierter Menschen in einem geschützten Rahmen.
Kindheitstrauma und das Gehirn
Neue Erkenntnisse der Neurowissenschaften werfen ein neues Licht auf die Gehirnentwicklung nach Kindheitstraumata.
Der vom britischen UK Trauma Council produzierte Film wurde von Traumakinder e.V. übersetzt und deutsch untertitelt.

Im Gehirn eines Embryos entstehen bis zu
250.000 Neuronen
in
1 Minute
Wissen
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