Erfahrungsbericht von Anna*

Erfahrungsbericht von Anna*

Eine lebenslange Suche.

Ich bin 1972 geboren und mit meinen Eltern und meinem 4 Jahre jüngerem Bruder aufgewachsen. 

Als meine Mutter mir  schwanger war, verlor sie ihren sehr engen Bruder. In einer Hypnose konnte ich das Verlieren der Verbindung in jenem Moment zu meiner Mutter und überhaupt nach außen fühlen, was extrem bedrohlich war. Meine Mutter war für mich emotional seitdem  nicht erreichbar, ich habe viel über meinen Vater kompensiert, der einerseits sehr fürsorglich und andererseits überfordert von meiner Hochsensibilität und auch gewalttätig war. Ich habe lange nicht begriffen, was dieses beiden Gegebenheiten in meinem Nervensystem für Spuren hinterlassen haben, obwohl ich schon als Kind ständig Schlafstörungen und viele Ängste hatte. 

In meiner Kindheit war ich oft allein und für meinen Bruder verantwortlich und fühlte mich oft einsam und unverbunden.

Ich heiratete einen suchtkranken Mann und entwickelte eine Coabhängigkeit. Unser Sohn hatte das Asperger Syndrom. Zahlreiche Therapien mit meinem Sohn folgten und eine sehr herausfordernde berufliche Tätigkeit, die durch Druck, Stress und Überstunden gekennzeichnet war.

Nach Jahren des Funktionierens wollte mein Körper nicht mehr, es stellten sich Ängste, wechselnde Schmerzen und Depressionen ein. Ich führte zahlreiche Therapien durch, machte Sport, Yoga, ging in Selbsthilfegruppen, war in Kliniken,  reduzierte meine Arbeitszeit, mein Mann wurde trocken, mein Sohn zunehmend selbständig, aber es ging mir nicht wirklich  besser. 

Mein Körper fühlte sich nicht sicher an, ich war ständig angespannt und auf der Suche nach Halt im Außen, verstrickte mich in Abhängigkeiten zu Ärzten und Therapeuten, vor allem Männern. Wurde frustriert und erschöpft. Wusste nicht mehr weiter. 

Durch eigene Recherche erkannte ich immer mehr, das ich meinen Körper und das Nervensystem in eine Therapie mit einbeziehen muss. Dies ist für mich schwer, weil ich Angst vor Nähe habe und schnell aus dem Körper gehe. Daher begann ich eine Kunsttherapie und versuchte Energieheilung und EMDR, was Fortschritte brachte, aber immer noch nicht an die Wurzel ging. 

Seit kurzem mache ich nun eine Körpertherapie in Bewegungsevolution und vermittle dem Körper gemeinsam mit der Therapeutin nach und nach durch Berührung und Wahrnehmung, dass er jetzt in Sicherheit ist und sich entspannen kann. 

Parallel suche ich eine traumasensible Gesprächstherapie und starte nochmals einen Versuch mit Antidepressiva, da ich mich oft in Ängsten verliere, vor allem in Ängsten, die ich bei Krankheit oder Körpersymptomen habe. Ich hoffe, ich finde meinen Weg.

Ich bin dankbar, das hier eine Seite entsteht, die über Trauma informiert und stelle meine Geschichte gern anonym zur Verfügung. Ich wünsche allen Betroffenen ganz viel Kraft und Zuversicht für ihren Weg.

Der Erfahrungsbericht wurde 2025 eingereicht. 

*Name von der Redaktion geändert

© Traumakinder e.V.

Kopien und Weitergabe des Textes, auch in Auszügen, sind nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung zulässig. 

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