Was ist ein frühkindliches Trauma?

Von frühkindlichem Trauma (auch Entwicklungstrauma genannt) spricht man bei Menschen, die pränatal oder frühkindlich, d.h. im vorsprachlichen Alter bis ca. zum dritten Lebensjahr, ein belastendes Trauma erlitten haben.  

Die Ursachen können sehr vielfältig sein, z.B. der Verlust einer nahen Bezugsperson, Vernachlässigung, psychische oder physische Gewalt. Häufig sind Adoptiv- und Pflegekinder betroffen. Denn: Stress der Mutter während der Schwangerschaft sowie die Erfahrung, abgelehnt oder weggegeben zu werden, können zu neuronalen Veränderungen im Gehirn führen.  

 

Bei vielen Betroffenen führt diese Art der Traumatisierung zu schweren psychischen Problemen in der Kindheit, oft aber auch erst in späteren Lebensphasen wie etwa in der Pubertät. Symptome können mangelnde Impulskontrolle, Vermeidung jeglicher Anstrengung, Veränderungen der Emotionskontrolle, selbstverletzendes Verhalten, Substanzmissbrauch, Weglaufen, Schulabsentismus und viele weitere Aspekte umfassen. Die Symptome zeigen sich bevorzugt in Phasen, in denen sich im Gehirn Entwicklungsfenster öffnen, z.B. in der Pubertät. Das erschwert die Abgrenzung vom "normalen" Verhalten Heranwachsender. Hinzu kommt, dass die Symptome individuell unterschiedlich und umso heftiger sind, je früher die traumatischen Ereignisse stattgefunden haben. 

 

Die Auswirkungen erzeugen oft schwere Belastungen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deren Familien und Bezugspersonen. Außenstehende unterstellen Ihnen schnell ein Erziehungsversagen, Diskriminierungen und Beziehungsbrüche sind die Folgen. Die Suche nach Hilfe gleicht einer Sisyphusarbeit und kann Jahre dauern.